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Karriereknick Home-Office

Wissen Sie, was ein Proximity Bias ist? Das bedeutet übersetzt so viel wie „Näheverzerrung“ – und beschreibt das psychologische Konzept, dass gerne diejenigen Kollegen bevorzugt werden, die einem – räumlich gesprochen – näher sind. Das kann im Umkehrschluss wiederum bedeuten, dass Kollegen im Home-Office als weniger greifbar oder auch weniger effizient wahrgenommen werden.

Die Vorteile vom Home-Office liegen eigentlich auf der Hand: weniger Zeit fürs Pendeln, flexiblere Tagesabläufe, kürzere Übergänge zwischen Job und Freizeit, sowie Mieteinsparung für das Unternehmen, denn Desk Sharing spart Fläche. So weit so gut.

Wie aber kann man nun dieser verzerrten Wahrnehmung entgegenwirken?

Viele Unternehmen finden, dass insbesondere Führungskräfte vor Ort sichtbar sein müssen: da sie beratend tätig sein sowie für spontane Besprechungen und sofortiges Feedback oder Entscheidungen greifbar sein müssen. Auch für die anderen Kollegen gilt: mal schnell eine gemeinsame Projektbesprechung im Team am großen Tisch, das geht eben nur mit Präsenz im Büro. Der Kollege daheim bekommt im schlechtesten Fall dann am nächsten Tag das Protokoll.

Irgendwie heißt das aber auch: echte Kontrolle gibt es nur im Büro. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser. Dann also weniger oder eben gar kein Home-Office.

Muss das sein? Nicht zwingend. Gute Kommunikation ist auch hier der Schlüssel – und ein klares Wort bewegt viel.

Eine Möglichkeit: planen Sie regelmäßige, aber kurze Infokonferenzen ein – beispielsweise zu Beginn des Arbeitstages, damit alle auf dem aktuellen Stand sind und Tagesaufgaben klar verteilt werden können.

Ein weiteres wichtiges Detail: sehen Sie Home-Office allgemein nicht als eine Kompromisslösung – sondern als ein hybrides Konstrukt, welches die Vorteile der Kombination aus Anwesenheit im Büro und im Außenposten bestmöglich miteinander verschmelzen lässt. So können Kollegen im Home-Office auch mal zu unkonventionellen Zeiten ein Projekt fertig stellen, wenn die Deadline drängt. Zudem haben Kollegen im Home-Office ein höheres Leistungspotenzial während der aktiven Zeit – weniger Stress dank weniger Stau und weniger Ablenkung.

Sprechen Sie regelmäßig miteinander, wenn etwas scheinbar nicht rund läuft: ist der Geräuschpegel im Büro zu hoch und Sie arbeiten deshalb lieber einen Tag mehr konzentriert von zuhause aus? Machen Sie zugleich Vorschläge, wie Sie sich aus dem Home-Office mehr ins Team vor Ort einbinden und Ihre Wahrnehmung steigern können. Holen Sie sich hierzu regelmäßig Feedback von Vorgesetzten und Kollegen, damit die Kommunikation rundum stimmt und Ihnen ein Blick von außen hilft, Unstimmigkeiten frühzeitig entgegenzuwirken.

Fakt ist – das menschliche Miteinander lässt sich durch nichts ersetzen. Das haben wir alle während der Corona Pandemie gelernt. Aber konzentriertes Arbeiten ist im Großraumbüro manchmal eben nicht so gut möglich wie im Home-Office. Ein Arbeitstag kann entzerrt und stressfreier werden, wenn man ohne Stau und Hektik bereits morgens um 08:30 Uhr am ersten Meeting des Tages aus dem Home-Office teilnehmen kann.

Die „eierlegende Wollmilchsau“ wird es auch hier nicht geben – aber mit Vertrauen, Verständnis und offener, ehrlicher Kommunikation steht einer gewinnbringenden Lösung für beide Seiten nichts im Weg.